Wie ein Cowboy oder Cowgirl über weite Felder in den Sonnenuntergang reiten, mit lässigem Outfit und schnellem Pferd… Das ist wohl das erste Bild, das im Kopf entsteht, wenn man ans Westernreiten denkt. Dazu noch eine Prise Lagerfeuerromantik, ganz viel Freiheit und eine entspannte Einstellung.

Tatsächlich ist diese Disziplin des Reitsports auch den Aufgaben der Cowboys nachempfunden. Beim Western Reiten kannst Du dich also wie der Lone Ranger, Old Shatterhand, Lucky Luke und Co fühlen. Vorausgesetzt, dein Pferd ist entsprechend ausgebildet und auch Du hast das richtige Training.

Typisch für das Westernreiten ist neben der entspannten Haltung auch die einhändige Zügelführung, da die Reiter eine Hand frei haben mussten, um ihre Aufgaben erledigen zu können. Hier zeigen wir dir alles, was rund um das Thema Westernreiten wichtig ist.

 

Woher kommt das Westernreiten?

Das Westernreiten kommt aus Nordamerika. Die spanischen Vaqueros brachten ihre Reitweise mit der Kolonialisierung nach Amerika und wendeten ihre Techniken an, um Rinder zu hüten. Damals waren die Sättel übrigens noch mit Stroh gefüttert. Mit den Änderungen der Anforderungen an die Arbeit des Rinderhütens, passte sich auch das Westernreiten an. Ausserdem flossen Reitweisen der Indianer und Mexikaner in diesen Stil mit ein. Rinderherden mussten getrieben werden, Tiere separiert werden oder der Schenkelbrand der Rinder durchgeführt werden. Dementsprechend musste auch das Pferd ausgebildet werden und eine perfekte Kommunikation zwischen Westernreiter und Pferd herrschen.

Die heutige Disziplin ist genau diesen Anforderungen nachempfunden, doch echte Cowboys gibt es auf Grund der Technisierung in der Landwirtschaft nur noch selten. Umso schöner ist es, dass ihr Andenken durch diese Disziplin erhalten werden kann und wir dadurch die Möglichkeit haben, ein Stück Wilden Westen bei uns in der Schweiz zu kreieren.

Westernreiten als Sport, und nicht als Arbeitsweise, ist jedoch noch sehr jung. Erst seit 1978 wurde das Westernreiten von Vereinigungen und Verbänden in Mitteleuropa organisiert.

Welche Ausrüstung brauche ich zum Western Reiten?

In alten Western Filmen ist die typische Ausrüstung die Jeans mit breitem Gürtel. Dazu ein kariertes Hemd, viele Fransen, einen lässigen Cowboyhut und derbe Stiefel mit Sporen. Als i-Tüpfelchen dann noch etwas Dreck im Gesicht und vom Wind zerzauste Haare. Doch Westernreiten ist mehr als das. Welche Ausrüstung brauchst Du neben deinem Cowboy Outfit also noch, um ein richtiger Westernreiter oder Westernreiterin zu sein?

Helm statt Cowboyhut

Zunächst einmal zum Cowboyhut: Dieser sollte früher dem Schutz gegen die Sonne dienen. Bei Stürzen hilft er dir jedoch recht wenig und so solltest Du den Reithelm in der modernen Zeit vorziehen. Natürlich kannst Du auf dem Boden deinen Cowboyhut tragen, um dich als Westernreiter, auch für ungeschulte Augen, erkenntlich zu machen 😉

Dein Western Outfit

Die Cowboystiefel erfüllen den gleichen Zweck wie normale Reitstiefel und verhindern das Rausrutschen des Fusses durch den Steigbügel. Die für Westernreiter typischen Chaps sind meist aus Leder und verleihen dir – neben den Stilpunkten – einen festen Halt im Sattel. Deine restliche Kleidung sollte Zweckmässigkeit und Tragekomfort perfekt vereinen. Cowboys verbrachten stundenlang Zeit im Sattel und da waren diese Eigenschaften unersetzlich. Bis zu 16 Stunden oder mehr haben sie auf ihren Pferden verbracht, sagt man ihnen nach.

Die richtige Ausrüstung für dein Pferd

Dein Pferd braucht für das Western Reiten einen Westernsattel mit breiter Auflagefläche und Sattelhorn, sowie eine Zäumung. Für viele Reiter ist der Westernsattel weitaus gemütlicher als ein englischer Sattel. Er ist grösser, aber auch schwerer, was Du bei deinem Pferd beachten solltest. Bei der Zäumung gibt es viele verschiedene Varianten. Die beliebteste ist die gebisslose Zäumung, wie das Bosal, das Sidepull oder das Hackamore. Anfänger reiten oft mit einer Zäumung mit gebrochenem Gebiss. Haben Du und dein Pferd bereits viel Erfahrung und kannst Du einhändig am losen Zügel reiten, kannst Du auch auf eine Westernkandare, bzw. Curb Bit, zurückgreifen. Für alle Zäumungen typisch ist das offene Zügelende, den so können sie sich nicht am Sattelhorn verheddern. Das war früher sehr wichtig, denn das Lasso sollte schnell griffbereit sein und sich nicht verfangen können. Das Sattelhorn war und ist dafür der perfekte Aufbewahrungsort.

Was muss ein Westernpferd können?

Grundsätzlich soll ein Westernpferd möglichst eigenständig arbeiten können und genau auf auch nur kleinste Anweisungen (wie Gewichts- oder Schenkelhilfen) reagieren können. Das Pferd soll also eigentlich nur einen Impuls bekommen und dann bis zum nächsten Impuls in der jeweiligen Gangart bleiben. So muss es nicht ständig angetrieben werden und die Aufgaben des Cowboys konnten erfüllt werden, ohne dass dieser sich ständig auf das Reiten konzentrieren musste. Charaktereigenschaften, die für das Westernpferd wichtig sind, sind Gelassenheit, Mut und Wendigkeit. Deswegen sollte das Pferd einen entspannten Charakter haben. Heissblütige Pferde, wie z.B. Araber sind eher ungeeignet für das Western Reiten.

Typische Rassen für das Westernreiten sind Quarterhorses, Apaloosas, Paints oder Palominos. Diese sind extra für diesen Reitstil gezüchtet. Im Grunde kann allerdings jedes Pferd ein Westernpferd werden. Idealerweise hat das Pferd eine Widerristhöhe von bis zu 160cm und einen starken Hintern, da sie so besonders schnell und wendig sind.

Ziel der Western Ausbildung

Die Ausbildung eines Westernpferdes braucht viel Know-How und Zeit. Das Ziel ist es, ein absolut durchlässiges Pferd auszubilden. Es soll ein selbstständiger Mitarbeiter des Reiters sein, welcher mit minimalen Hilfen auskommt und trotzdem jederzeit das umsetzt, was von ihm gefordert wird. Das Westernreiten ist also eine Signalreitweise. Alle diese Hilfen oder Impulse, die als Signale dienen, sollten möglichst fein gegeben werden. Dadurch kann Westernreiten eine sehr pferdefreundliche Reitweise sein. Das Pferd sollte nicht gestört, irritiert oder behindert werden, denn nur so kann es auf die feinen Impulse auch reagieren.

Trainiere auch auf dem Boden

Als Ergänzung zum eigentlichen Reiten und für die Gesundheit deines Pferdes eignen sich auch beim Westernreiten Bodenübungen und Gymnastizierung. So bekommst Du ein ausgeglichenes und entspanntes Pferd und ihr baut extra viel Vertrauen zueinander auf. Denn all das ist sehr wichtig für das Westernreiten. So könnt ihr schon bald gemeinsam das Gefühl von Freiheit und Weite leben und in die Fussstapfen der Cowboys treten.

Wie kann ich Western Reiten lernen?

Um ein richtiger Westernreiter oder Westernreiterin zu werden, solltest Du natürlich entsprechenden Unterricht nehmen. Der Fokus liegt hierbei darauf, das einhändige Reiten zu erlernen, auch genannt Neck Reining. Darüber hinaus wirst Du wahrscheinlich bestimmte Manöver lernen, als Pendant zu den Lektionen im Dressurreiten. Diese Manöver erinnern an die typischen Aufgaben der Cowboys. Klassische Manöver beim Westernreiten sind der Spin, der Sliding Stop, der Rundown oder der Jogg. Letzteres ist ein langsamer Trab, der von den Cowboys entwickelt wurde und besonders gemütlich ist.

Kategorien Westernreiten

Auch innerhalb des Westernreitens gibt es wieder verschiedene Kategorien, wie das Reining, Western Horsemanship, Trail oder Cutting. Beim Horse & Dog Trail wird sogar der Hund mit in den zu bewältigenden Parkour eingebunden. Wenn Du also besonders Tierlieb bist und gleich mehrere Vierbeiner als Haustiere hast, solltest Du diese Disziplin unbedingt einmal ausprobieren.

In jeder dieser Disziplinen gibt es die entsprechenden Wettkämpfe. Das ist besonders interessant für alle, die gerne an Turnieren teilnehmen, aber selbstverständlich keine Verpflichtung. Hier werden bestimmte Aufgaben geprüft, Hindernisse überwunden und die Kommunikation des Reiters mit dem Pferd getestet. Bei der Auswahl des Unterrichts solltest Du also auf deine gewünschte Disziplin achten. Allerdings lohnt es sich, gerade zu Anfang, einfach mal zu Schnuppern, welcher Stil für dich in Frage kommt.

Um Unterricht in deiner Nähe im Westernreiten zu finden, befragst Du am besten die Suchmaschine deiner Wahl oder schaust dich in Facebook Gruppen und Western-Communities um. Hier bekommst Du schonmal einen ersten Einblick in den Unterricht und den Umgang mit den dortigen Pferden. Oder höre dich doch mal in deinem Umfeld und bei deinen Stallkollegen um. So bekommst Du auch die besten Empfehlungen und Geheimtipps.

Als Westernreiter oder Westernreiterin brauchst Du eine gute Balance, viel Rhythmusgefühl und eine ordentliche Portion Horsemanship. Aber keine Sorge, fühlst Du dich darin noch nicht so sicher, kannst Du das alles lernen.

Was ist dein liebster Reitstil? Und hast Du schonmal Westernreiten gemacht? Erzähle uns doch in einem Social Media Post davon und markiere uns. Wir sind gespannt, von deinen Erfahrungen zu hören!

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