Eine grosse Portion Konzentration, gegenseitiges Vertrauen und den Traum vom Fliegen: Das alles braucht ein Springreiter oder eine Springreiterin, um schnell und wendig durch einen Parcours zu galoppieren. Gekonnt sieht das Springreiten unglaublich elegant und leichtfüssig aus.

Du möchtest auch mehr Action mit deinem Lieblingsvierbeiner und träumst ebenfalls vom Springreiten? Hier zeigen wir dir, woher diese Disziplin kommt und was für das Springreiten wichtig ist. Ausserdem klären wir dich über die verschiedenen Springreiten Klassen auf, falls Du planst, an einem Turnier teilzunehmen. So kannst Du schon bald gemeinsam mit deinem Pferd allerlei Hindernisse überwinden und richtig fit werden.

 

Geschichte des Springreitens

Wusstest Du, dass sich das Spring Reiten eigentlich aus dem Jagdreiten entwickelt hat? Die Reitjagden waren damals schon ein richtiger Publikumsmagnet, obwohl die Zuschauer die Reiter so gut wie gar nicht sahen.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wollte man das Jagdreiten für Zuschauer attraktiver machen und musste deshalb den Platz eingrenzen. Dadurch begann man, kleinere Parcours aus natürlichen Hindernissen anzulegen, die die Zuschauer gut überblicken konnten. Die Sprünge waren zu dem Zeitpunkt noch Natursprünge und auch die Haltung des Springreiters eine ganz andere als heutzutage. Der Sprung erfolgte lange Zeit noch in Rücklage mit weit nach vorne ausgestreckten Beinen. Da so jedoch leicht die Kontrolle verloren wurde, erfand der Italiener Luis Caprilli Angang des 20. Jahrhunderts die heute verbreitete, nach vorne gelehnte Haltung des Springreiters. Dadurch wurden höhere Sprünge ermöglicht und die heutige Form des Springreitens entwickelte sich.

Im Jahr 1900 fand übrigens das erste Turnier im Springreiten bei den Olympischen Spielen statt. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts stand das Springreiten jedoch stark unter militärischem Einfluss. Erst 1953 gab es den ersten Verband, die Fédération Equestre Internationale (FEI). Diese internationale Vereinigung ist seitdem Schirmherr über den Springsport. Seit 1974 treten ausserdem Frauen gegen Männer in der gleichen Prüfung auf Turnieren an.

Welche Ausrüstung benötigt man fürs Springreiten?

Als Springreiter oder Springreiterin brauchst Du eigentlich keine andere Ausrüstung, als die, die Du wahrscheinlich eh schon hast. Bitte verzichte beim Springreiten niemals auf deinen Reithelm. Dein Pferd braucht jedoch noch ein paar Extras.

Springreiten Ausrüstung für dein Pferd

Du solltest deinem Pferd immer Springgamaschen anlegen. Diese schützen das Pferd beim Springen. Achte hier unbedingt auf einen korrekten Sitz und lass dir das richtige Anlegen im Zweifel zeigen.

Hufglocken und ein Stollengurt schützen dein Pferd ausserdem vor Verletzungen durch Tritte. Diese musst Du jedoch nur bei Bedarf verwenden und je nach Anatomie deines Pferdes. Manche Pferde neigen eher dazu, sich mit den Hufen selbst zu treten, andere nicht.

Fängst Du gerade erst mit dem Springreiten an, reicht ein Vielseitigkeitssattel mit Schwerpunkt springen. Doch wenn Du schon länger dabei bist, und ab den A-Klassen an Turnieren teilnimmst, solltest Du unbedingt einen richtigen Springsattel verwenden.

Das Vorderzeug hält den Sattel in seiner Position und verhindert, dass dieser beim Springen nach hinten rutscht. Oft verwendet wird auch das Martingal. Dieses verhindert, dass die Anlehnung verloren gehen kann. Fellschoner schützen dein Pferd bei eventuellen Scheuerstellen.

Damit sind Du und dein Pferd perfekt ausgestattet. Am Anfang und zum Schnuppern lohnt es sich natürlich, das Material erst einmal nur auszuleihen. So kannst Du ganz in Ruhe entscheiden, ob das Spring Reiten überhaupt etwas für dich ist.

Was muss man für das Spring Reiten können?

Wir haben es bereits erwähnt, aber gegenseitiges Vertrauen von Pferd und Springreiter oder Springreiterin ist einfach das A und O. Das erreicht man natürlich nicht von heute auf morgen. Eine ausgiebige Basis und Grundlagenarbeit und ganz viel gemeinsame Zeit, um sich gegenseitig kennen und vertrauen zu lernen und um die Reaktionen des Pferdes genau einschätzen zu können, sind für das Springreiten besonders wichtig.

Ein weiterer elementarer Bestandteil des Trainings ist die Dressur. Verfügen Reiter und Pferd über die dressurmässigen Grundlagen, ist es einfach viel leichter, Hindernisse gemeinsam zu überwinden. Doch warum bringt dir die Dressur etwas beim Springreiten?

Sie hat zwei entscheidende Vorteile: Die Rittigkeit wird verbessert und das Pferd (und damit auch Du) wird vor Verletzungen geschützt. Denn durch die Vielfältigkeit der Dressurübungen bekommt dein Pferd ein richtiges Ganzkörper Workout und kräftigt all seine Muskeln. Auch sein Gleichgewicht, seine Wendigkeit und Beweglichkeit werden verbessert. Damit kann es dein Gewicht bei Sprüngen besser abfangen und einen Parcours ohne Einschränkungen in seinen Bewegungen meistern. Die Gymnastizierung ist also sehr wichtig für das Wohlergehen deines Pferdes.

Des Weiteren lernt dein Pferd, auf deine Entscheidungen zu Vertrauen und deinen Anweisungen zu folgen. Das ist wichtig, um beim Reiten eines Parcours sekundenschnell und genau zu handeln. Dein Pferd lernt durch die Dressur, feine Hilfen von dir anzunehmen und kann wendig durch die Hindernisse galoppieren.

Wie wird man Springreiter oder Springreiterin?

Um Springreiter oder Springreiterin zu werden, nimmst Du am besten Unterricht. Denn Springreiten kann für dich und dein Pferd sehr gefährlich werden, wenn ihr nicht wisst, was ihr tut. Suche dir deswegen immer einen guten Reitlehrer, auch wenn Du schon viel Erfahrung mit dem Reiten hast.

Besonders am Anfang, aber auch im regelmässigen Training bei Fortgeschrittenen, kommen Stangenarbeit und Cavaletti zum Einsatz. Damit lassen sich vielfältige und sinnvolle Übungen zusammenstellen, die für jedes Level geeignet sind. Das baut die Muskulatur deines Pferdes auf und bereitet auch dich auf die Anforderungen höherer Sprünge vor. Auch im Trainingsplan für fortgeschrittene Reiter und Pferde werden sie oft eingesetzt. Denn sie fördern das gegenseitige Vertrauen und gymnastizieren das Pferd.

Die Cavaletti können dafür sternförmig oder in unterschiedlichen Abständen zueinander aufgebaut werden und damit Wendungen und Wechsel zwischen Zulegen und Einfangen trainiert werden. Für die Stangenarbeit werden diese in verschiedenen Abständen aufgebaut und das Pferd überwindet die Stangen zunächst in allen Gangarten. Dann ist es an der Zeit mit kleinen Sprüngen zu starten. Zu Beginn sollten immer nur einzelne Sprünge gemacht werden und sich dann langsam in der Höhe und Häufigkeit gesteigert werden.

Welche Springreiten Klassen gibt es?

Das berühmteste Turnier beim Springreiten findet bei den Olympischen Spielen statt. Der Weltcup, der Grand-Prix und die Weltmeisterschaft sind weitere wichtige Veranstaltungen im Springreiten, bei denen Preisgelder bis zu 250.000 Euro vergeben werden. Aber auch für alle, die nicht auf dieser Ebene Reiten, gibt es eine Vielzahl an top organisierten und tollen Turnieren.

Springreiten Klassen

Mit den Springreiten Klassen soll der Einstieg in den Turniersport erleichtert werden und die verschiedenen Ergebnisse vergleichbarer gemacht werden. Dadurch weiss man ungefähr, was einem beim Turnier erwartet und steht nicht plötzlich und unerwartet vor einem 1,25 m hohen Oxer. Hier haben wir die verschiedenen Klassen für euch aufgelistet:

  • Springreiter-Wettbewerb: Sprunghöhe max. 0,85 m
  • E-Springen oder Einsteigerklasse: Sprunghöhe ca. 0,85 m, drinnen mindestens sechs Hindernisse, draussen mindestens sieben, max. eine zweifache Kombination
  • A*-Springen oder Anfängerklasse: Sprunghöhe ca. 0,95 m, drinnen mindestens sechs Hindernisse, draussen mindestens sieben, max. zwei zweifache Kombination
  • A**-Springen: Sprunghöhe ca. 1,05 m, drinnen mindestens sechs Hindernisse, draussen mindestens sieben, max. zwei zweifache Kombination, ein Wassergraben erlaubt
  • L-Springen (leicht): Sprunghöhe ca. 1,15 m, drinnen mindestens sieben Hindernisse, draussen mindestens acht, max. zwei zweifache und eine dreifache Kombination, Wassergraben 3,00 m
  • M*-Springen (mittelschwere Klasse): Sprunghöhe ca. 1,25 m, drinnen mindestens acht Hindernisse, draussen mindestens neun, max. zwei zweifache und eine dreifache Kombination, Wassergraben 3,50 m
  • M**-Springen: Sprunghöhe ca. 1,35 m, drinnen mindestens neun Hindernisse, draussen mindestens zehn, Kombinationen und Zäumung frei wählbar, Wassergraben 4,0 m
  • S*-Springen: Sprunghöhe ca. 1,40 m, drinnen mindestens neun Hindernisse, draussen mindestens zehn, Kombinationen frei wählbar, Wassergraben 4,10 m
  • S**-Springen usw.: Mit jedem Stern mehr dürfen die Hindernisse 5 cm höher sein und ein Wassergraben mit jedem Stern etwas breiter werden, ab S*** kommt noch ein Sprung mehr dazu

Das Ergebnis richtet sich ja nach der Ausschreibung entweder nach der gebrauchten Zeit, nach den Fehlern oder nach einer Kombination der beiden. Am weitesten verbreitet ist die Kombination aus der Zeit und den Fehlern.

Springreiten Prüfungsformen

Dann gibt es noch drei unterschiedliche Prüfungsformen: die Springpferdeprüfung, die Stilspringprüfung und die Springprüfung. Du siehst also, beim Springreiten sind die Klasen ziemlich deutlich unterteilt und voneinander abgegrenzt. So ist für jeden Springreiter und jeder Springreiterin etwas dabei und man kann sich gezielt auf das Turnier vorbereiten.

Springreiten Klassen in der Schweiz

Springreiten ist in der Schweiz sehr beliebt und viele internationale Erfolge konnten hier bereits geholt werden. Hier gibt es allerdings noch eine Besonderheit und einen Unterschied zu den deutschen Springklassen. Es wird unterschieden in Springturniere und den Concours Complet.

Der Concours Complet ist ein Vielseitigkeitsreiten, bei dem Hindernisse im Gelände zu überwinden sind. Wir wollen hier jedoch auf die Klassen der Springturniere eingehen, da diese das „klassische“ Springreiten verkörpern.

Brevet

Als Springreiter oder Springreiterin braucht man in der Schweiz das Brevet (sozusagen ein Pferdeführerschein) oder die Lizenz, um Prüfungen bei Springturnieren reiten zu dürfen. Was man in welcher Klasse braucht, richtet sich nach der Höhe der Hindernisse. Das Brevet gilt für B60, B70, B80, B85, B90, B100 und B105. Für B/R90 bis B/R105 gibt es auch die regionale Springlizenz. Das heißt, hier kann man sowohl mit Brevet, wie auch mit Lizenz starten.

Lizenz

Für alles Höhere reicht das Brevet nicht aus und Du brauchst auf jeden Fall eine Lizenz (R110, R115, R120, usw. bis zum Grand-Prix Niveau). Um diese zu machen brauchst Du allerdings mindestens 8 Platzierungen und musst eine Prüfung ablegen. Bis R130 reicht die regionale Lizenz, darüber brauchst Du die nationale Springlizenz. Diese Klassen werden dann mit N bezeichnet, also N100, N105, N110 bis N 130).

Du kannst dir also merken: B steht für das Brevet, R für die regionale Springlizenz und N für die nationale. Dazu kommt dann die Höhe als Ziffer. So setzt sich die Klasse in der Schweiz zusammen. Logisch, oder? 😉

Hast Du schon einmal an einem Springreitturnier teilgenommen? Erzähle uns davon auf Social Media und markiere uns in deinem Post. Wir freuen uns, von dir zu hören.

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